Open-Access-Debatte: Studieren geht über kopieren - faz.net, 05.02.2016
Open Access macht alles kaputt – die Verlage, die Bücher, die Wissenschaft. Dahinter steckt auch ein schlimmer Denkfehler: Digitale Verbreitung ist kein Kavaliersdelikt wie das Kopieren von Seiten. Ein Gastbeitrag. Deutsche Verleger haben das abgelaufene Jahr nachträglich zum „annus horribilis“ ausgerufen. Handelt es sich bei der Klage nur um das rituelle Stöhnen, das Verwöhnte absondern, wenn jemand eines ihrer Privilegien zur Disposition stellt? Das Wort vom Schreckensjahr 2015 ist berechtigt, ja scheint fast noch zu schwach angesichts der geradezu biblisch mageren Jahre, die den Verlagen erst noch ins Haus stehen. 2015 wurde nur das Skript für einen verlegerischen Horrorfilm fertiggestellt. Wann und ob wir alle den kompletten Film zu sehen bekommen – ob schon 2016, ob später oder hoffentlich nie –, das wird sich weisen. Über die fatalen Weichenstellungen, die zu dieser Situation geführt haben, wurde hier wiederholt berichtet. Die meisten Faktoren, die den Verlagen und ihrem vornehmsten Produkt, dem Buch, das Überleben zusehends schwerer machen, lassen sich unter dem Begriff der digitalen Enteignung fassen. Solche Enteignung kommt mit vielen Gesichtern daher.