"Man muss Mut haben, Uni-Fächer zu streichen" - Wiener Zeitung, 05.02.2016

Interview. Universitäten-Chefin Sonja Hammerschmid kann sich vorstellen, Studienrichtungen zu schließen oder an FHs auszulagern.

"Wiener Zeitung": Heinrich Schmidinger war eher ein ruhiger, besonnener Uniko-Chef; sein Vor-Vorgänger Christoph Badelt umtriebig und fordernd. Wie legen Sie Ihre Amtszeit an?

Sonja Hammerschmid: (lacht) Jeder, der mich ein wenig kennt, weiß, dass ich sehr gerne gestalten will. Dadurch bin ich wahrscheinlich eher auf der Seite von Badelt anzusiedeln. Ich will unbedingt, dass wir in der Hochschulpolitik und gerade in den Finanzierungsfragen einen großen Schritt weiterkommen.

Sie sind die erste Frau an der Spitze der Uniko. In Ihrer ersten Rede als Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität meinten Sie, dass sich Quoten erübrigen, wenn Mädchen von Eltern und Lehrern mehr Selbstvertrauen erhalten . . .

. . . so habe ich es nicht formuliert. Ich habe gesagt, dass das Selbstvertrauen ein wichtiger Punkt ist, damit sich Mädchen Karriereschritte zutrauen. Aber ich habe nicht gesagt, dass sich Quoten erübrigen. Wenn wir uns anschauen, was sich ohne Quoten bewegt, sehen wir schnell: nicht viel. Durch die Quotenregelung im Universitätsgesetz hat sich binnen zehn Jahren das Blatt gewendet, wir haben alle Gremien paritätisch besetzt, das ist selbstverständlich geworden. Ich bin kein Fan der Quote, das stimmt schon, aber ich halte sie für eine ganz wichtige Erste-Hilfe-Maßnahme. Derzeit bewerben sich kaum Frauen für Spitzenpositionen, obwohl zwischenzeitlich mehr Frauen ein Studium abschließen als Männer.

6. Feb. 2016
6. Feb. 2016