Exzellenzinitiative: "Deutschen Unis fehlt es an Mut!" - ZEIT.de, 18.02.2016
Über ein Jahr hat der Schweizer Dieter Imboden die Exzellenzinitiative evaluiert. Seine Vorschläge haben die Politik aufgeschreckt. Ein Gespräch über Tabus an deutschen Unis und wieso ihn Johanna Wanka enttäuscht hat.
DIE ZEIT: Herr Imboden, Sie haben sich selbst einmal als Hofclown der deutschen Wissenschaft bezeichnet. Das klingt harmlos. Dabei haben Sie die deutschen Wissenschaftsminister vergangene Woche schockiert.
Dieter Imboden: Dieses Gefühl hatte ich, ja.
ZEIT: Eine Kommission unter Ihrer Leitung hat die Exzellenzinitiative evaluiert. Sie haben dem Elite-Uni-Wettbewerb ein gutes Zeugnis ausgestellt – aber Vorschläge für seine Fortführung gemacht, die kaum jemand erwartet hatte. Zum einen wollen Sie Exzellenzzentren, also flexiblere Exzellenzcluster. Zum anderen wollen Sie eine Exzellenzprämie an die besten zehn Universitäten zahlen, gemessen nicht an Zukunftskonzepten wie bisher, sondern an den Leistungen der Vergangenheit.
Imboden: Wenn man die Diskussionen zwischen SPD und Union verfolgte, bekam man den Eindruck: Die konnten sich gar nicht vorstellen, dass wir uns so weit vom aktuellen Modell der Exzellenzinitiative entfernen. Auch, dass wir vorschlagen, den Prozess aus dem selbst auferlegten zeitlichen Korsett zu befreien und der nächsten Runde mehr Zeit geben wollen, hat sie geschockt. Ich bin nicht sicher, ob sie das Moratorium annehmen, doch es wäre für die Qualität der dritten Runde fantastisch. Und es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund, der dagegen spricht.
ZEIT: Doch. Die nächste Förderrunde würde erst weit in der nächsten Legislaturperiode starten; Johanna Wanka wäre möglicherweise nicht mehr Bildungsministerin.
Imboden: Vielleicht bin ich doch ein bisschen Hofclown. Viel stärker verstehe ich mich allerdings als Anwalt der Universitäten. Mir geht es darum, dass sie innerhalb des Wissenschaftssystems eine höhere Wertschätzung bekommen – das geht mit unseren Vorschlägen.