[Zu prekären Arbeitsverhältnissen] "Argumentationshilfen" (Netzwerk für gute Arbeit in der Wissenschaft - NGAWiss) - mittelbau.net, 2022

TEIL 1: DEFENSIVE ARGUMENTATIONSSTRATEGIE
Politik, auch Hochschulpolitik, besteht aus Diskursen. Hochschulpolitik gehört jedoch zu den Politikfeldern, die kaum je wahlentscheidend sind; Studierende sind davon zwar stark betroffen, verlassen die Universität aber meist schon wieder, bevor Änderungen für sie relevant werden könnten. Hierin – und in der Prekarisierung des Mittelbaus, die kritische Stimmen durch erzwungenen Berufsausstieg immer wieder verstummen lässt – dürften die Gründe dafür liegen, dass die Institutionsspitzen und deren Vorstellungen den hochschulpolitischen Diskurs in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend dominiert haben. Ihnen standen diverse Medien und Foren offen, und insbesondere zur Problematik dysfunktionaler und menschenfeindlicher Personalstrukturen wurden progressive Gegenpositionen lange kaum gehört (oder in Form der Betroffenheitsberichterstattung abgehandelt).
Spätestens seit dem Twitter-Protest unter #IchbinHanna ist jedoch klar: Wir Betroffenen sind viele – und unser kollektiver Ärger ist groß. Dazu, dass er sich sachlich adäquat artikulieren kann, wollen wir hiermit eine Unterstützung anbieten. Denn der Diskurs der Institutionen ist nicht nur erkennbar interessengelenkt und befremdlich homogen; er ist – wie die hier gesammelten typischen Aussagen ihrer Vertreter:innen und Unterstützer:innen beweisen – vielfach auch von wenig beeindruckendem intellektuellem Format.
Wir haben uns die Mühe gemacht, diese Behauptungen einzeln zu widerlegen, um zur diskursiven Ermächtigung aller beizutragen, die sich Veränderung wünschen: Damit nicht mehr die Phrase, sondern wieder das Wort regiert.

1. Jan. 2023
1. Jan. 2023