Mathe-Defizite: Acht geteilt durch zwei? - FAZ.net, 28.02.2016
Manche Studenten können „acht geteilt durch zwei“ nicht im Kopf rechnen. Ein Projekt zweier Frankfurter Hochschulen bekämpft Mathe-Defizite schon im Klassenzimmer.
Der „Nerd-Tisch“ macht Hartwig Bosse Freude. Die vier Schüler, die dort sitzen, fallen dem Mathematiker immer wieder durch kluge Antworten auf. Auch dieses Mal, als es um Wahrscheinlichkeitsrechnung geht, schlägt sich das Quartett gut. Nicht nur seine Leistungen fallen positiv auf: Die Frauenquote liegt bei 50 Prozent, und drei der vier kommen aus Einwandererfamilien. Wie auch viele andere der 15 angehenden Abiturienten, die an diesem Nachmittag in der Frankfurter Max-Beckmann-Schule mit Bosse für die Reifeprüfung lernen. Alle sind freiwillig hier und tun damit nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern stärken auch die Zusammenarbeit zwischen Schule und Universität.
Bosse, ein lockerer Typ, 43 Jahre alt, ist Leiter des Mathematikzentrums der Goethe-Universität. Was er dort tut, beschreibt er so: „Mein Job ist es, Menschen Mathe beizubringen, die davon nichts wissen wollen“, also zum Beispiel angehenden Biologen und Chemikern. An die Beckmann-Schule ist er auch gekommen, um künftigen Studenten traumatische Mathe-Erfahrungen zu ersparen. Seine Lehrstunden sind Teil des neuen Projekts „Frankfurt Mentoring“, kurz Frame: Dozenten und fortgeschrittene Studenten der Goethe-Universität und der Frankfurt University of Applied Sciences gehen in Oberstufen, um den Schülern bei der Abi-Vorbereitung und der Wahl eines möglichen Studienfachs zu helfen.