Arbeiten in der Wissenschaft Jung, Akademiker und befristet - FAZ.net, 11.02.2016

Nirgendwo werden mehr Arbeitsverträge mit Verfallsdatum ausgegeben als im Wissenschaftsbetrieb - miese Perspektiven für den forschenden Nachwuchs. Was kann ein neues Gesetz ändern?

rgendwann war es die Chemikerin dann leid. Ihre ersten befristeten Arbeitsverträge während der Promotion nahm sie recht gelassen hin. Schließlich war das Ende absehbar. Dass sie sich als „Frau Dr.“ aber immer noch von einem Anschlussvertrag zum nächsten hangeln musste und dabei von der Bewilligung der Drittmittel abhängig war, sorgte rasch für Ernüchterung. Planungssicherheit sieht anders aus. Nur das sichere Einkommen ihres Ehemannes verlieh dem Familienbudget eine gewisse Kontinuität. Als dann das lukrative Angebot der Unternehmensberatung kam, war die Entscheidung schnell gefallen: Forschung ade, ab in die Privatwirtschaft.

Solche Karrieren sind in der Wissenschaft kein Einzelfall. Denn an deutschen Hochschulen wird befristet, was das Zeug hält. Betroffen sind vor allem junge Menschen. In der Altersklasse zwischen 25 und 34 Jahren haben laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mehr als 70 Prozent der Beschäftigten einen Arbeitsvertrag mit Verfallsdatum. Andere Untersuchungen kommen zu noch höheren Werten.

11. Feb. 2016
11. Feb. 2016