Meister auf Augenhöhe mit Bachelor - derStandard.at, 24.02.2016

Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen werde das Image beruflicher Bildungswege aufwerten, sagt WKÖ-Vertreter Michael Landertshammer

Was der Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) – der am Mittwoch im Parlament beschlossen werden und am 5. März in Kraft treten soll – aus Sicht der Wirtschaft bringt, erklärte Michael Landertshammer, Leiter der Abteilung für Bildungspolitik der Wirtschaftskammer (WKÖ) in Wien. Der NQR folgt der Empfehlung der Europäischen Union zur Einrichtung eines Europäischen Qualifikationsrahmens für lebenslanges Lernen aus 2008.

Der Qualifikationsrahmen soll Ausbildungsabschlüsse, "egal ob aus dem beruflichen oder aus dem allgemeinbildenden Bereich" vereinheitlicht darstellen, indem er sie einem von acht Qualifikationsniveaus zuordnet. Maßgeblich für die Zuordnung sind europaweit gültige "Niveaudeskriptoren", zum Beispiel die Fertigkeit, "komplexe und nicht vorhersehbare Probleme zu lösen" oder jene, "komplexe fachliche und berufliche Tätigkeiten leiten zu können". Wie die akademischen Abschlüsse Bachelor, Master und PhD, die bereits per Gesetz den Niveaustufen 6 bis 8 zugeordnet sind, werden so auch andere Qualifikationen einem Niveau zugeordnet.
Stufe 6: Bachelor und Meister

"So wird beispielsweise die Meisterprüfung auf der gleichen Stufe stehen wie der Bachelorabschluss und Ziel ist es, auch beispielsweise den Ingenieur auf diese Stufe zu heben", sagt Landertshammer. "Auf einer Stufe gibt es also unterschiedliche Zugänge, Abschlüsse aus dem allgemeinbildenden Bereich. Der Bachelor wird sozusagen eher im Lernkontext definiert, ein Meister im beruflichen." Ein Ingenieur werde "irgendwo in der Mitte stehen", was dann als "Hybridqualifikation" gelte.

Die einzelnen Niveaus werden "auf jedem Zeugnis stehen", sagt Landertshammer. "Unternehmen haben dann Klarheit, was jemand kann und was nicht." Für die Einstufung der staatlichen Abschlüsse sei das jeweilige Ministerium zuständig, das bei einer NQR-Koordinierungsstelle einreicht, die wiederum eine Prüfung vornimmt – schließlich entscheidet eine Steuerungsgruppe aus Stakeholdern.
Bessere Durchlässigkeit

Der Vorteil des NQRs besteht für Landertshammer neben der besseren Vergleichbarkeit auch darin, gewisse Berufsabschlüsse aufzuwerten. "Bisher gibt es eine Reihe von Qualifikationen, die vom Image, der Wertigkeit in der Öffentlichkeit eher als zweitrangig betrachtet wurden." Auch die Durchlässigkeit werde eine höhere: "Egal aus welchem Bereich ich komme, können mein Wissen und meine Fertigkeiten dargestellt werden" – über kurz oder lang werde damit auch die Durchlässigkeit gefördert. Ziel sei, dass Bachelorabsolventen etwa eine Meisterprüfung ablegen können oder ein Meister in ein Wirtschaftsstudium quereinsteigen kann.

25. Feb. 2016
25. Feb. 2016